Schon immer spielte Sport und Bewegung eine zentrale Rolle in meinem Leben. Bereits in meiner Kindheit habe ich mich in keinem anderen Unterricht wohler gefühlt als im Sportunterricht. Ich brauchte diesen Dopaminrausch. Sich mit anderen im sportlichen Wettkampf zu messen, war immer mein Antrieb. Bei Misserfolg galt es, härter zu trainieren, um beim nächsten Mal der Schnellste auf der Laufbahn, der am höchsten Springende oder der am besten Körbewerfende zu sein.
Um meinen Bewegungsdrang zu stillen, begann ich bereits im Alter von 6 Jahren mit dem Fußball. Der Fußball nahm seither einen besonderen Stellenwert in meinem Leben ein. Dies lag vor allem auch am familiären Background: Meine Eltern arbeiteten für die SG Dynamo Dresden. Doch bei der einen Sportart sollte es nicht bleiben…
Im Laufe meines Lebens probierte ich eine Vielzahl verschiedenster Sportarten aus. Darunter waren: Kampfsport (Karate, später Kickboxen und Thaiboxen), Basketball, Football, Badminton, Tennis, Beachvolleyball, Eishockey, Leichtathletik und vieles mehr.
Durch diese Vielzahl an Sportarten wurde ich zu einem Generalisten im Sport. Mit ungefähr 13 Jahren wuchs in mir immer mehr das Verlangen, einmal alles auf eine Karte zu setzen. Da ich mich im Fußball zu der Zeit nicht mehr wohlfühlte und keinerlei Perspektive sah, beschloss ich die Sportart zu wechseln.
So entschied ich mich für den Basketball und wechselte zu den Dresden Demons (Jugendbereich der Titans), um mich der neuen Herausforderung im B-Ball zu stellen. Mich packte der „Court-Rausch“ so sehr, dass ich jede freie Minute neben dem Training nutzte, um an meinen neuen Skills zu arbeiten.
Mein tägliches Training verteilte sich zu der Zeit wie folgt auf die Woche:
Sicher war das Trainingsprogramm nicht immer zielführend, aber ich wusste es zu diesem Zeitpunkt einfach nicht besser. Also passierte, was bei solch einem Ansatz eben irgendwann einmal passieren musste.
Ich ignorierte alle üblichen sportwissenschaftlichen Prinzipien. Es gab für mich nur ein Ziel:
Es noch einmal allen zu beweisen. Beweisen, dass ich es doch noch irgendwie in den Profisport schaffe – meinen Eltern, meinen ehemaligen Mitspielern und Trainern im Fußball sowie allen anderen, die nicht an mich geglaubten.
Meine Devise war voll und ganz: Das Geheimnis des Könnens liegt immer im Wollen. (So drehten sich meine Gedanken nur darum: Jeden Tag ein bisschen besser zu werden. Von Stunde zu Stunde besser, als du beim Aufstehen warst. Erfülle deine Aufgaben und Pflichten zuverlässig und gewissenhaft an jedem einzelnen Tag. Dann kommst du Schritt für Schritt voran. Vielleicht nicht im Eiltempo, aber du baust ein hohes Maß an Disziplin auf. Denn du benötigst diese Fähigkeit, um auch für die schnellen Sprünge vorbereitet zu sein. Schlage dich durch, Tag für Tag. Am Ende des Tages, wenn du nur lange genug daran glaubst, dafür lebst und arbeitest, bekommst du das, was du verdienst. Für die größten Lektionen und Erfolge, zahlt man meist auch den höchsten Preis.)
Jedoch berücksichtigte ich zu der Zeit einen ganz wesentlichen Aspekt nicht: Fortschritt passiert nicht im Training, sondern in der Pause bzw. Erholung dazwischen.
Aus Progression, Optimierung und Fortschritt wurde Schmerz in Form einer Überlastungsproblematik. Ich litt unter dem sogenannten Jumpers Knee (Springerknie) oder auch Patellaspitzensyndrom genannt. Eine Überlastungsverletzung, die in der Sportart Basketball sogar gar nicht so selten ist. Es ist eine Entzündung des Sehnenkomplexes an der Kniescheibe und diese heilt leider nicht von heute auf morgen. Für eine Vielzahl der Athleten (53% der Betroffenen) bedeutet es das Karikierende.
Es folgte eine lange Ruhephase – ohne auch nur ein einziges Spiel zu spielen. Meine depressive Verstimmtheit und Hilflosigkeit wuchsen immer mehr. Denn die Beschwerdeproblematik dauerte sehr lange – zu lange! Und so musste ich mich entscheiden, welchen Weg ich für die Zukunft einschlagen möchte.
Diese Lektion war eine der härtesten und wertvollsten zugleich! Denn sie änderte meine Sicht auf die menschliche Leistungfähigkeit komplett. Und darauf, was mit dem Körper passiert, wenn man nicht auf ihn hört. Ich hatte mir zuvor nie irgendeine Verletzung zugezogen – bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich zu viel wollte.
Ich trainierte meinen Körper zu hart und vernachlässigte die regenerativen Phasen. Diese Einsicht kam natürlich erst viel später. Heute weiß ich: Ein gutes Training, sportlicher Fortschritt und körperliche Höchstleistungen gelingen nur mit ausreichend Pausen, Regeneration sowie der Berücksichtigung von sportartspezifischen Anforderungen.
Ich musste meine Träume vorerst begraben. Doch dieser Verlust war auch ein Geschenk. Denn wenn man nichts mehr zu verlieren hat, kann man nur noch gewinnen. Ich habe viel verloren und es geschafft, wieder aufzustehen. Ich habe noch einmal von vorn begonnen und viel dazugelernt. Dieses Wissen möchte ich nun anderen weitergeben. Und ich möchte andere Sportler und Athleten vor solch einer Erfahrung im Sport, beim Training und mit dem eigenen Körper bewahren.
So trat ich 2004 die große Reise in die Sportmedizin an. Den Anfang machte ich mit einer Ausbildung zum Physiotherapeuten, um dem Sport und der Bewegung treu zu bleiben. Damit konnte ich mir eine Architektur des Wissens im Fachbereich aufbauen, um somit allen Athleten des Lebens ein adäquater Ansprechpartner zu werden. So wie zum Beispiel für Niklas Kreuzer.